Echter Lavendel – Arzneipflanze des Jahres 2020

Echter Lavendel – Arzneipflanze des Jahres 2020

Wer kennt sie nicht, die Bilder prachtvoll blühender Lavendelfelder in der Provence? Dass Lavendel weit mehr als nur eine Augenweide ist, zeigt seine Auszeichnung zur Arzneipflanze des Jahres 2020. Mit dieser würdigt der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde die vielfältige Nutzung des Echten Lavendels (Lavandula angustifolia) in der Geschichte und jüngere Forschungsergebnisse zu seiner Wirkung. Allein 2019 gab es über 200 Veröffentlichungen zu Lavendel.

Lavendel – traditionsreich, vielseitig, mit belegter Wirkung

Kaum eine Pflanze ist so vielseitig einsetzbar wie Lavendel. Schon die Römer schätzten ihn wegen seines wunderbaren Duftes als Zugabe zu Waschwasser und Bädern. Davon dürfte auch sein Name herrühren (lateinisch lavare = ‚waschen‘). Noch heute ist Lavendel als Zusatz in Duftseifen, Badeölen und -zusätzen beliebt. Darüber hinaus hat er sich seit Jahrtausenden als raffiniertes Gewürz in der Mittelmeerküche etabliert.

Auch die mittelalterliche Klostermedizin wusste den mediterranen Halbstrauch aus der Familie der Lippenblütler zu schätzen. Hildegard von Bingen empfahl Lavendel unter anderem zur Abwehr von Motten und Ungeziefer und Lavendelwein gegen Erkrankungen der Lunge.

Seit dem 19. Jahrhundert hat sich Lavendel vor allem als „Nervenpflanze“ einen Namen gemacht. Zu seinen häufigsten Einsatzgebieten gehören:

  • Erschöpfung, Stress
  • Unruhe
  • Angststörungen
  • Schlafstörungen
  • nervöse Darmbeschwerden, nervöser Reizmagen, Roemheld-Syndrom und Blähbauch (Meteorismus).

Die Wirksamkeit von Lavendel bei all diesen Anwendungen haben inzwischen zahlreiche Studien bestätig. Im Hinblick auf seine angstlösende und schlafverbessernde Wirkung konnte Lavendelöl sogar mit klassischen Beruhigungsmitteln (Benzodiazepinen) mithalten – und das ohne die von Benzodiazepinen bekannten Nebenwirkungen!

Therapeutisch genutzt werden sowohl die violetten Blüten als auch das ätherische Öl des Lavendels. Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind Linalylacetat und Linalool, die wesentlich den einzigartigen Duft des Lavendels prägen.

Sanfte Hilfe für besseren Schlaf & weniger Ängste

Lavendelöl (Lavandulae aetheroleum) beruhigt, entspannt und kann spürbar Ängste lösen. Hinzu kommt seine schlaffördernde Wirkung: Lavendelöl erleichtert das Einschlafen und lässt uns länger schlafen. Darüber hinaus wirkt es antibakteriell, krampflösend und entzündungshemmend. Daher kann es auch bei Erkältungen (z.B. in Gurgellösungen oder Wickeln) wertvolle Dienste leisten.

Eingenommen wird Lavendelöl vor allem als Kapseln, kann seine Wirkung aber auch als Massageöl und Badezusatz entfalten oder sogar inhaliert werden. Im Rahmen der Balneotherapie wird Lavendel verwendet, um den Kreislauf bei funktionellen Herz-Kreislauf-Beschwerden in Schwung zu bringen.

Lavendelblüten (Lavandulae flos) können unter anderem als Tee zubereitet oder im Rahmen der Balneotherapie als Aufguss (s.u.) dem Badewasser zugesetzt werden. Wegen ihrer ätherischen Öle sollten sie lichtgeschützt und dicht verschlossen (nicht in Kunststoffbehältern) aufbewahrt werden.

Lavendel-Tipps für den Alltag

Schlummer- und Entspannungstrunk

Wer sich nach Entspannung sehnt, kann Lavendelblüten allein oder als Mischung als Schlaf- und Nerventee genießen. Pro Tasse 1,5 g Lavendelblüten mit kochendem Wasser überbrühen und 5–10 min zugedeckt ziehen lassen. Anschließend abseihen und in Ruhe genießen. Wer den Lavendeltee mit seinem bitteren Geschmack etwas verfeinern möchte, kann ihn mit anderen Teesorten mischen.

Lavendel in der Küche

Ob getrocknet oder frisch, allein oder als Bestandteil der Kräuter der Provence – mit seinem leicht herb-bitteren Geschmack verleiht Lavendel pikanten Braten, Kräutersaucen, Salaten und Eintöpfen eine ganz besondere Note. Verwendet werden vor allem die Blüten, aber auch junge Blätter oder Triebe. Wer länger Freude an seinem Lavendel haben möchte, kann die Blüten in Salz, Zucker, Essig oder Öl einlegen. Auch Einfrieren ist möglich. Frisch hält Lavendel einige Tage im Kühlschrank, getrocknet bis zu 6 Monate, wenn er luftdicht und lichtgeschützt aufbewahrt wird. Dank seines intensiven Geschmacks wird Lavendel nur sparsam dosiert. Das gilt insbesondere für getrocknete Blüten, die 2- bis 3-mal mehr Aroma als frische entfalten. Rezepte zum Kochen, Backen und für Desserts finden Sie im Internet.

Unser Tipp: Probieren Sie Lavendelblüten auch einmal als essbare Dekoration auf Kuchen oder Salaten. 

Wäschesäckchen gegen Motten

In kleine Baumwollsäckchen gehüllt verströmen Lavendelblüten nicht nur einen angenehmen Duft im Wäscheschrank, sondern halten auch Motten fern. Wenn der Duft nachlässt, das Säckchen einfach kräftig durchkneten. Falls das nicht mehr hilft, die Blüten gegen frisch getrocknete austauschen.

Lavendel für Bienen

Auf dem Balkon oder im Garten ist Lavendel nicht nur eine angenehm duftende Dekoration, sondern spendet noch Bienen wertvolle Nahrung. Und ganz nebenbei soll Lavendel auch Ameisen, Mücken und Läuse vertreiben.

Lavendel als Badezusatz

Für ein entspannendes Vollbad 50 g getrocknete Lavendelblüten in 1 Liter Wasser zum Kochen bringen und 10 Minuten zugedeckt kochen lassen. Blüten mit Hilfe eines Siebes abtrennen und das Lavendelwasser ins Badewasser gießen. Ideal zum Entspannen und Genießen am Abend!

Auch Lavendelöl eignet sich hervorragend als Badezusatz. Am besten ein paar Tropfen in eine Tasse Vollmilch geben und gut verrühren. Fertig ist der entspannende und zugleich hautpflegende Badezusatz.

Mit Lavendelöl gegen Haarausfall

Lavendelöl ist ein bewährtes Hausmittel gegen Haarausfall. Dazu Lavendelöl mit einem hochwertigen Öl mischen und sanft in die Kopfhaut einmassieren. Die Massage am besten jeden Abend wiederholen und das Öl über Nacht auf der Kopfhaut einwirken lassen. Wer mag kann Lavendelöl auch mit anderen ätherischen Ölen von Thymian, Rosmarin und Zedernholz mischen. In einer Studie hat sich dabei folgender Mix bewährt:

  • 3 Tropfen Lavendelöl
  • 2 Tropfen Thymianöl
  • 3 Tropfen Rosmarinöl
  • 2 Tropfen Zedernöl
  • 3ml Jojobaöl
  • 20 ml Traubenkernöl

Etwas Geduld ist schon gefragt: Mindestens 3 Monate sollte man dabei bleiben, wenn man seine Haarwurzeln anregen möchte.

Lavendelöl bei Kopfschmerzen

Lavendelöl gilt auch als gutes Hausmittel bei Kopfschmerzen. Einfach einige Tropfen Lavendelöl in einen Topf mit heißem Wasser (bitte nicht aus Plastik) geben und mit einem Handtuch über den Kopf inhalieren. Alternativ am besten gleich zu Beginn der Kopfschmerzen 2 Tropfen Lavendelöl in einen Esslöffel Olivenöl geben und damit Schläfen und Stirn sanft massieren.

Lavendel-Herzauflage

Für die Herzauflage wird Lavendelöl mit Olivenöl gemischt. Günstig ist ein Anteil von 5 % Lavendelöl. Zunächst eine Hand voll des Ölgemisches auf der Brust verreiben. Dann eine feuchtes und darauf ein warmes Tuch legen. Schließlich mit einer Bettdecke zudecken und 30 Minuten wirken lassen.

Hinweis: Nicht empfohlen wird die Anwendung ätherischer Öle bei Säuglingen und Kleinkindern. Darüber hinaus gibt es einzelne Patienten, die empfindlich auf Lavendel reagieren. Zur Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit liegen keine Daten vor.