Trinkwasser: Auf die Qualität kommt es an

Trinkwasser: Auf die Qualität kommt es an

Wer Trinkwasser aus der Leitung nutzt, muss weniger schleppen, schont die Umwelt und spart auch noch jede Menge Geld. Doch wie ist es um die Trinkwasserqualität in Deutschland bestellt? Wir haben für Sie bei Dr. rer. nat. Hermann Kruse, Umwelttoxikologe der Uni Kiel, nachgefragt. Hier die wichtigsten Fakten:

Nach Einschätzung von Dr. Kruse sind die in der Trinkwasser-Verordnung festgelegten Grenzwerte für die meisten Substanzen ausreichend niedrig, so dass man eine gute Trinkwasserqualität erwarten kann.

Wenn Sie wissen wollen, wie es um Ihr Trinkwasser bestellt ist: Das zuständige Wasserwerk erteilt Ihnen kostenlos Auskunft!

Achten sollten Sie besonders auf Arsen und Nitrat, deren aktuelle Grenzwerte (Arsen 10 µg/l, Nitrat 50 mg/l) der Experte für viel zu hoch hält. Die Nitratwerte sollten unbedingt unter den von der EU empfohlenen 25 mg/l – besser noch unter 10 mg/l liegen. Zwar ist Nitrat an sich harmlos, doch über verschiedene Zwischenschritte mit Nitrit als Zwischenprodukt bilden sich daraus im Magen hochgradig krebserregende Nitrosamine.

Tipp:

Achten Sie beim Verzehr nitratreicher Lebensmittel wie Spinat und grünem Salat darauf, rechtzeitig vor oder spätestens mit der Mahlzeit ausreichend Vitamin C oder Vitamin E zuzuführen – z.B. als Orangensaft, Paprika oder Vitamin-E-haltigen Ölen im Salat. Auf diese Weise können Vitamin C und E gleich im Magen das schädliche Nitrit abfangen und damit die Entstehung krebserregender Nitrosamine verhindern.

Regionale & häusliche Belastungen

Je nach Trinkwasserquelle (Herbizide und Radioisotope/Uran im Bodensee), Trinkwasserführung (Bleirohre, nickelhaltige Wasserhähne) und Region (Kupfer in saurem Wasser) können weitere Belastungen hinzukommen. Bleirohre wurden bis in die 1950er-Jahre verbaut. Im Zweifelsfall sollten Sie eine Trinkwasserprobe auf Blei untersuchen lassen. Die Kosten dafür liegen bei ca. 30–40 €. 

Gerüche

Wenn Wasser aus der Leitung riecht, sind häufig gesundheitlich unbedenkliche Schwefel-Verbindungen dafür verantwortlich. Kritisch zu sehen ist dagegen der Geruch von Wasser aus Kunststoff-Flaschen, der in der Regel auf Olefine zurückgeht, die dem Polyethylen beigemischt sind. Besser sind in dieser Hinsicht meist Flaschen aus PET (Polyethylenterephthalat).

Mineralstoffe im Trinkwasser

Wertvolle Mineralien im Trinkwasser sind Calcium und Magnesium, die normalerweise nicht ausreichend in der Nahrung enthalten sind. Als optimal sieht Dr. Kruse einen Calciumgehalt von 120–130 mg/l im Trinkwasser an. Gänzlich anders sieht es mit dem im Kochsalz enthaltenen Natrium aus, von dem die meisten zu viel aufnehmen. Entsprechend ist Natrium-armes Trinkwasser zu bevorzugen. Ähnlich zu sehen ist Kalium, dessen Versorgung im Normalfall über die Ernährung gesichert ist und dessen Konzentration im Trinkwasser nicht zu hoch sein sollte.

Auf diese Werte sollten Sie achten

Substanz Empfehlung Dr. Kruse Anmerkungen
Arsen unbedingt deutlich unter dem Grenzwert von 10 µg/l bleiben Gehalt im Trinkwasser hängt stark von der Region ab, bei uns sind es zum Glück meist < 1 µg/l; erhöht das Krebsrisiko
Nitrat möglichst < 10 mg/l Vorsicht in Regionen mit intensiver Landwirtschaft – vor allem bei Hausbrunnen
Blei < 10 µg/l sinnvoller Grenzwert, Vorsicht bei Bleirohren im Haus
Uran möglichst < 3 µg/l Gehalt im Trinkwasser hängt von der Region ab; extrem schädlich für die Nieren
Kupfer deutlich < 2 mg/l Vorsicht bei saurem Wasser, Grenzwert ist relativ hoch, zu viel Kupfer kann bei Kindern zu Leberschäden führen
Calcium nicht zu niedrig, ideal: 120-130 mg/l Trinkwasser sollte einen Beitrag zur Calcium-Versorgung leisten.
Magnesium nicht zu niedrig, aber < 50 mg/l Trinkwasser sollte einen Beitrag zur Magnesium-Versorgung leisten.
Natrium lieber niedrig Wir brauchen kein Natrium aus dem Trinkwasser. Die meisten nehmen zu viel Natrium (Kochsalz) auf.
Kalium eher niedrig Die meisten Menschen nehmen bereits genug Kalium über die Ernährung auf.

Was können Sie für die Qualität Ihres Trinkwassers tun?

  1. Fragen Sie Ihr zuständiges Wasserwerk nach den für Ihr Trinkwasser gültigen Werten. Dort erhalten Sie kostenlos Auskunft! Achten Sie insbesondere auf die Angaben für Nitrat, Arsen, Kupfer und Uran.
  2. Sie haben Bleirohre im Haus? – Dann sollten Sie unbedingt alle Rohre austauschen, die zur Ihrer Trinkwasserentnahmestelle führen. Ideal sind Rohre aus Polyethylen oder Stahl.
  3. Wenn Wasser einige Zeit lang steht, können im Wasserhahn sehr hohe Nickelkonzentrationen aus den Armaturen erreicht werden. Daher das Wasser vor der Entnahme zum Kochen oder Trinken immer kurz laufen lassen (ca. 200 ml reichen).
  4. Falls Sie sich Wasser in Flaschen abfüllen möchten: Nehmen Sie am besten Glasflaschen und keine Plastikflaschen.
  5. Vorsicht bei der Verwendung von Hauswasserfiltern. Sie können leicht verkeimen und das Trinkwasser mit bakteriellen Giftstoffen belasten.

Wenn Sie diese Spielregeln beachten, steht einem ungetrübten Genuss des Trinkwassers aus der Leitung nichts entgegen! Davon ist auch Dr. Kruse überzeugt:

„Ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin ein ganz großer Anhänger des Trinkwassers“.