19.04.24

Raus aus der Erschöpfung – mehr Energie im Alltag

Frisch und voller Energie durch den Tag gehen und das Leben in vollen Zügen genießen. Wer wünscht sich das nicht? Doch die Wirklichkeit sieht oft anders aus. Wenn Pausen, Schlaf und ein entspanntes Wochenende die gewohnte Energie nicht wie erhofft zurückbringen, lohnt es sich, einmal näher hinzuschauen.

Ob als Heilpraktikerin, zahnärztliche Chirurgin oder Coach: Mit ihrem geschulten Blick auf Körper und Psyche hilft Dr. med. dent. Eva Meierhöfer seit Jahren Menschen dabei, ihre Energiequellen neu zu entdecken. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, welche Rolle unser Lebensstil, Bewegung und unsere Ernährung spielen, was uns am meisten Energie raubt und wie wir wieder zurück in unsere Kraft finden können.

Interview mit Dr. med. dent. Eva C. Meierhöfer


Frau Dr. Meierhöfer, Sie sind Heilpraktikerin, Coach und zahnärztliche Chirurgin. Wie kam es zu dieser erstaunlichen Kombination?

Für mich war die Kombination eine logische Konsequenz. 

In meinem medizinischen Studium ist mir aufgefallen, dass es eine Diskrepanz zwischen dem engen Betrachtungsspektrum gibt, das im Zahnmedizinstudium vermittelt wird, und dem, was die moderne Wissenschaft als notwendig erachtet, um viele Probleme ursächlich lösen zu können. Deshalb war für mich klar, nach dem Studium die Zusatzausbildung zum Heilpraktiker anzuschließen, um die aktuellen Erkenntnisse auch praktisch umsetzen zu können.

Bei meiner Arbeit in der Praxis habe ich dann gesehen, dass es immer noch nicht ausreicht, den ganzen Körper zu betrachten. Auch unsere Psyche, unsere Emotionen und Gewohnheiten haben so essenzielle Auswirkungen, dass sie unbedingt in einen ganzheitlichen und nachhaltigen Ansatz integriert werden müssen. Außerdem ist es gut, die Möglichkeiten zu kennen, die meinen Klienten die Umsetzung so leicht wie möglich machen. Auf der Suche bin ich dann auf verschiedene Kommunikations- und Coachingansätze gestoßen, die ich in meine Arbeit integriert habe.

Warum fühlen sich so viele Menschen ausgelaugt und energielos? 

In meiner Wahrnehmung gibt es zwei Faktoren, die hier zusammenspielen.
Zum einen haben wir es heute alle – oft durch Innovationen unserer modernen Welt – mit vielen Belastungsfaktoren zu tun, auch in Bereichen, die uns gar nicht bewusst sind. Diese rauben uns laufend Energie. 

Zum anderen tun viele von uns zu wenig dafür, sich immer wieder ausreichend mit Energie zu versorgen. Ein wichtiger Faktor dabei ist der gesellschaftlich vermittelte Glaube, immer funktionieren zu müssen. Dabei sind wir dafür gar nicht geschaffen. Wir brauchen Ruhephasen, um regenerieren zu können, damit sich unser System von Belastungen befreien kann und seine Energiespeicher wieder auflädt. Damit können wir sogar stärker als vorher werden.

Was sind die häufigsten Energieräuber? Und was können wir dagegen tun? 

Das ist sehr inpiduell.
Studien zeigen, dass für viele Menschen die problematischsten Energieräuber dauernde Unterbrechungen und Ablenkungen durch moderne Medien sind. Hinzu kommen zu wenig Schlaf, schlechte Ernährung mit den Folgen von Nährstoffdefiziten und Bewegungsmangel.

Genauso spielt aber auch unser Umfeld eine Rolle: Luft und Wasserverschmutzung, Lärm und Lichtbelastung, sogar Unordnung und Menschen können uns Energie kosten.

Was raten Sie Menschen, denen im Alltag scheinbar jede Energie für Veränderungen fehlt? 

Einfache Lösungen am Anfang. Das beginnt im Kopf mit Umdenken, positiven Affirmationen und kleinen Umstellungen. 

Und versuchen Sie nicht zu viel auf einmal zu verändern, denn dann kann man es meist nicht dauerhaft durchhalten. Es gibt Untersuchungen, die empfehlen, maximal zwei Veränderungen auf einmal anzugehen und erst wenn diese etabliert sind, das nächste Thema zu beginnen.

Sie vergleichen uns gern mit den Steinzeitmenschen. Warum? 

Wegen des Problems, das sich durch die sogenannte „Evolution Gap“ ergibt.
Dabei geht es darum, dass die biologische Evolution unseres Systems, in unserem Körper nur sehr langsam verläuft, unser Innovationstempo in dieser neuen Welt aber sehr schnell ist. 

Die Folge ist, dass vieles, was für uns heute an schnellen Veränderungen normal ist, unseren Körper und unsere Psyche sehr belastet und sogar krank machen kann. 

Den Vergleich mit dem „Steinzeitmenschen“ nutze ich, weil sich darüber jeder selbst einzelne erste Ansätze ableiten kann, welche Lebensumstände und Verhaltensweisen ein Problem verursachen könnten und direkt die Lösung mitbekommt, was er anders machen kann.

Vielen Menschen fehlt schon beim Aufstehen die Energie. Wie kommt das? 

Die Ursachen dafür können vielfältig sein.
Ein möglicher Punkt ist, wie Menschen ihren Abend und in der Nacht ihr Umfeld gestalten: mit Scrollen auf den sozialen Medien, einem späten Abendessen oder einer Flasche Wein zur Entspannung. 

Aber auch körperliche Belastungen, die nächtliches Aufwachen triggern, können hier eine Rolle spielen.

Welche Rolle spielt die Ernährung? 

Für unsere Energie ist die Ernährung eine essenzielle Grundlage.

Wir brauchen eine gute Versorgung mit allen Mikronährstoffen, damit die Psyche stabil bleibt, der Körper gut arbeiten und bestens auf alle Einflüsse reagieren kann. Gute Ernährung ist sehr inpiduell, aber es gibt trotzdem ein paar Basics, die man sich merken kann: Die Zutaten sollten möglichst frisch, bunt, regional, saisonal und in Bioqualität eingesetzt werden. Das Essen sollte auch Ballaststoffe und qualitativ hochwertiges Eiweiß enthalten, möglichst wenig künstlich verändert und mit langkettigen Kohlenhydraten angereichert sein. 

Die Esskultur, wie Ruhe beim Essen, ausreichend Kauen, vermeiden von Trinken während der Mahlzeit und Pausen zwischen dem Essen, spielt eine wichtige Rolle für die Nährstoffaufnahme, aber auch dafür, wie gut unser Körper sich von Energieräubern befreien kann. 

Oft wird vergessen, wie wichtig ein gut funktionierender Darm ist. Auch eine noch so gute Ernährung kann uns nicht in einen optimalen Energiezustand bringen, wenn der Darm gestört ist, weil dann viele Ernährungsbausteine nicht optimal aufgenommen und genutzt werden.

Sie sind kein Fan von Müsli zum Frühstück. Warum? 

So kann man das nicht sagen. Es kommt sehr darauf an, was Sie unter Müsli verstehen. Wichtig für ein Frühstück ist, dass es gute Proteine enthält; ob das nun das Frühstücksei oder der Quark mit geschrotetem Hanfsamen, Leinsamen und Lupinenmehl ist, darf jeder für sich entscheiden. 

Ein kräftiges eiweißhaltiges Frühstück hat viele Vorteile. Es kann Menschen, die morgens schlecht in die Gänge kommen, zu einem besseren Start in den Tag verhelfen. 

Es sorgt für einen stabileren Blutzuckerspiegel und weniger Insulinspitzen und damit zu weniger Energieeinbrüchen als die Schüssel Cornflakes in Hafermilch. Es gibt sogar Studien, die belegen, dass Eiweiß gezielt die Produktion von Dopamin ankurbelt, einem Botenstoff, der die Konzentration fördert und gegen Stimmungsschwankungen wirkt.

Und was gibt es bei Ihnen zum Frühstück? 

Nur Wasser mit Zitrone und Ingwer und Tee. Ich frühstücke erst gegen 10 Uhr.

Auf welche Mikronährstoffe kommt es besonders an? 

Wie schon gesagt ist es nicht oft nicht der einzelne Mikronährstoff, sondern dass die Versorgung mit den Mikronährstoffen grundsätzlich stimmt. 

Speziell würde ich mir bei Energiemangel auf jeden Fall auch Magnesium, B-Vitamine, Coenzym Q10 und Omega-3-Fettsäuren anschauen.*

Vielen Dank für Ihre wertvollen Energietipps! 

*Biotin, Vitamin B1, B2, B3, B5, B6, B12 und C sowie Magnesium und Mangan tragen zu einem normalen Energiestoffwechsel bei.